Geschichte von Neustadt

 

1453 In der schwarzburgischen Rennsteigurkunde “Die Markscheidung der Hohen Wälder” zwischen den Herzogen zu Sachsen und der Herrschaft Schwarzburg wird von der Schnäblichten Buche an bis über die Neustadt hinaus erneuert und besichtigt, wird unter Punkt 10 und 11 Neustadt erwähnt.
1489/1490 Neustadt am Rennsteig wird 1489 erwähnt als Neuenstadt. In alten Briefen wird der Ort bezeichnet als “die neue Bergstadt”. Im Laufe der geschichtlichen Entwicklung ergab es sich, daß die Siedlung zur Unterscheidung der vielen gleichnamigen Orte eben Neustadt am Rennstieg oder Rennsteig genannt wurde.
1492 “der strasse nach über die neuestadt bis an elebens wegk” nach Friedrich von Lonerstat
1520 Schreiben des Herzogs Johann von Sachsen, die Jagdfolge am Rennsteige und in der Neustadt betreffend, 1520….im dorff Awe zu erscheinen furder ….und began von gemelts unnseres….uff solche zceit aldo auch erscheinen….besichtigung furzuwenden, was den….das du dabei gelassen, was….das seiner lieb unnd unns auch….Renisteige unnd auff der Newstadt….etwo zur zceit nach furgewanter….unns darumb zu schießen, welchs….em nochmals zcu verfolgen genaigt….sen mitteln auch mit erwinden von….genaigt dich an unnsern hof zu be….der biligkeit nit mangel, wolten….essen. Dat. zcu Weymar am mittwoch Invocavit Anno dm. XVCXX (d.i.1520) Archiv zu Sondershausen, Reg.-Verz. 3205; mitgeteilt von Herrn Archivar Dr. Bärwinkel.
1548 “In ähnlicher Weise bei Limbach, Friedrichshöhe und Masserberg ist auch aus dem in der Grenzbereitung von 1548 genannten, teils auf sächsischem, teils auf schwarzburgischem Gebiet liegenden Grenzpunkt Neustadt erst im 18. Jahrhundert ein Dorf entstanden, … welche in einer Urkunde von 1489 “die Neuenstadt” und in der Grenzbereitung von 1548 “die Neustadt” genannt wird.
1587 In der Hennebergischen Wälderbeschreibung von 1587 wird bereits der Grenzstein am Dreiherren-Stein, “Dreier Herren Stein” genannt.
1596 Der Dreiherrenstein zeigt außer der Jahreszahl 1596 das zerstörte Wappen der einstigen Grafschaft Henneberg (die Henne), darüber K. P., Königreich Preußen, als neuen Besitzer; ferner den Rautenkranz (Meiningen, ehemals Sachsen – Hildburghausen), sowie endlich zwei gekreuzte Gabeln, das alte Grenzzeichen der Schwarzburger. Der erste Chronist des Rennsteigs, Christian Junker, beschreibt den Dreiherrenstein so: “Der Große Dreiherrenstein ist ein dreieckicht gehauener Stein, fast drei Ellen hoch; auf jeder Seite stehet eines Jeden der angrenzenden Herren, nämlich Sachsen- Naumburg, Sachsen-Hildburghausen und Gräflich Schwarzburg, Wappen, mit der Jahreszahl 1596, also daß zum Divertissement diese drei Herren aus einer Schüssel auf diesem Stein und doch ein Jeder auf seinem Grund und Boden speisen könnten.”
1698 Der Anfang zur Entstehung unseres Dorfes war die Michaeli 1698 errichtete Glashütte. Um diese her entstanden zunächst wenige Glasmeister – und Gesellenhäuser, gewiß in demselben oder nächsten Jahre. Vor Errichtung dieser am 27. Mai 1698 von dem Herzog Ernst Friedrich zu Sachsen – Hildburghausen konzessionierten Glashütte existierte freilich als Einzelsiedlung, welche aber wohl nie Anlaß zur Entstehung eines Dorfes gegeben hätte, …

 

…Am 27. Mai 1698 wurde zwischen der hochfürstlichen Kammer des Herzogs Ernst Friedrich zu Sachsen – Hildburghausen und den beiden Glasmeistern Nicol Schmidt und Georg Heintz zu sehr bemerkenswerten Bestimmungen hier stehen mögen: “Von Gottes Gnaden Wir Ernst Friedrich, Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg pp. Urkunden und Bekennen hiermit für Uns Unserer fürstlichen Erben und Nachkommen; Demnach bey uns die beeden Glas- Meister vom Altenfeld, Nicol Schmidt und Georg Heintz unterthänigst nachgesucht, Ihnen gnädigst zu concediren und zu verstatten,”…

Zu den ersten Häusern – die auch in der Juncker`schen Beschreibung (1703) erwähnt werden – zählte das Wirtshaus des Glasmeisters Heinz auf der hildburghäusischen und das Wirtshaus zum Kalten Frosch auf der schwarzburgischen Seite.

1700 Nach Brückner trug die Schwammfabrikation also seit etwa 1700 wesentlich zum Lebensunterhalt der Menschen in Neustadt bei. Vordem hatte der Ort durch seine Schwammfabrikation, die jetzt auf den fünften Teil reduziert ist, sich Ruf (Schwamm-Neustadt) und Nahrung verschafft.
1703 Erste Rennsteigbeschreibung von Christian Juncker: “Neustadt ist ein Wohnhaus hart am Rennsteig, so der fürstlich Sachsen – Hildburghausische Oberjägermeister Herrn von Nimptsch, erbauen lassen, wobei auch die neue Glashütte, so landesfürstlich, nebst etlichen Häusern, gleich gegenüber ist ein Wirtshaus, nämlich hart am Rennsteige, so Gräflich Schwarzburgisch, zum Neuen Frosch genannt …”
1727 Am 24. Mai erhält der Wirt zu Crock, Christoph Kahlert, die Gastungs- und Braugerechtigkeit auf ein zwischen Gießübel und Neustadt an der Landstraße zu erbauendes Wohnhaus. In der Konzessionsurkunde heißt es: “Dem Gesuchsteller soll zu seinem Vorhaben, einen Gasthof an der Straße bei der Schwarzburger Grenze zu errichten, ein geeigneter Platz zugemessen und versteinet und ihm auch ein öffentliches Schild mit dem Zeichen und Namen eines Falken auszuhängen genehmigt sein, desgleichen auch ein Malz- und Brauhaus dabei zu bauen, darin gesundes und tüchtiges Bier zu brauen und solches allda zu verzapfen oder maß- und faßweise an ausländische Orte zu geben.” Es heißt dann auch, daß diese Konzession weder zum Zechen noch Saufen, besonders auf Sonn- und Festtagen zu brauchen ist, woraus Fluchen, Zank und Schlägerei zu entstehen pflegen.

 

Für die am 24. Mai erteilte Konzession waren 50 Gulden, an jährlichen Erbzins 6 Gulden und zu einem Steuertermin 1 Gulden zu entrichten. Von allen anderen Beschwerden und Anlagen sollte das Gasthaus befreiet sein. (Staatsarchiv Meiningen, Kreisarchiv Hildburghausen 19, 706)

1739 Unser Neustadt bildete mit dem fast unmittelbar daran grenzenden meiningischen Dorfe gleichen Namens von 1739 bis zum 01. Juli 1855 in Bezug auf Kirche und Schule nur e i n e Gemeinde, indem sie Kirche und Pfarrer, Schule und Lehrer gemeinschaftlich hatten. Die den beiden Gemeinden bisher gemeinschaftliche Kirche steht auf meiningischem Grund und Boden, wurde 13. September 1739 erbaut und ist das erste Kirchengebäude hier.
1755 Wegen Not und Armut wollte man die Bevölkerung nach Mecklenburg auf Bundeskosten “für eine dort bestimmte Thätigkeit” übersiedeln, allein der Ort ging nicht darauf ein und nun schleppte sich der Betrieb der Hütte fort.
1812 Als im Jahre 1812 das Glasgewerbe zum Untergang verurteilt war, mußten sich die Bewohner von Neustadt nach einem anderen Erwerbszweig umsehen, um weiterhin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es war die Zündschwamm – Fabrikation, die unserem Dörfchen den Namen “Schwammneustadt” einbrachte.
1840 Ungefähr seit 1840 wurden in Neustadt Phosphorzündhölzer hergestellt, die mit dem hochgiftigen gelben Phosphor verarbeitet wurden. Da die Herstellung in den damals kärglichen und engen Wohnungen vor sich ging, war diese Produktion mit einem unvorstellbaren Elend verbunden. Die Phosphornekrose (Knochenfraß) führte zu entsetzlichen Verstümmelungen, wenn nicht gar zum Tode.
1842 Wenn man bedenkt, daß man sich die Mühe machte,die Schwämme auf Pferdekarren von Tirol, aus Böhmen, aus Brandenburg, ja sogar von Galizien bis nach Neustadt zu transportieren, um Zunder herzustellen, so müßte man zu der Annahme kommen, daß die Arbeit sehr einträglich gewesen ist. Sie war es auch, doch waren nicht die Neustädter die Nutznießer dieser Arbeit, sondern die Verleger, die den Feuerschwamm lieferten und den fertigen Zunder zum Verkauf brachten. Allein im Jahre 1842 wurden 430 Zentner Feuerschwamm hergestellt. In dieser Zeit hatte dieser Erwerbszweig bereits seinen Höhepunkt erreicht.
1860 Friedrich Speitel gründet in Neustadt die Zündwaren- und Schwammfabriken.
1881 Wenn auch durch die fabrikmäßige Herstellung der Zündhölzer in den Industriezentren die Produktion dieser Artikel in der Neustädter Heimarbeit immer mehr zurückging, so waren doch noch viele Familien in Neustadt auf diese Hausarbeit angewiesen. Der herzogliche Rat in Hildburghausen berichtete am 6.Mai 1881: “Kinder kriechen auf den vergifteten Böden herum, atmen wie die Eltern stickige Luft, meist schlafen sie auch in Arbeitsräumen.”

 

Wahrhaftige Hexenküchen, deren Gestank bis über die Straße zog. Jedes Ding, ob Kleid, Speisen oder selbst der nackte Körper, nahm den ekelhaften knoblauchartigen Geruch an, der sich über die ganze Bergsiedlung breitete. Die primitivsten Schutzmaßnahmen fehlten. Überall haftete zwischen anderem Dreck Phosphor. Auf den Fußböden, in Dielen, Ritzen lagen abgefallene Zündkuppen herum, waren zerbrochene Zündhölzchen verstreut. Manch einer merkte plötzlich ein lästiges Kribbeln am Gaumen. Die Dämpfe … Mit harmlosen Zahnschmerzen begann die bisher unbekannte Krankheit, die man nicht wichtig nahm. Wurden die Zahnschmerzen schlimmer, ging man zum Bader und ließ ziehen. Doch bald tat der Nachbarzahn weh. Wieder wurde gezogen, aber diesmal minderten sich die Schmerzen nicht. Das Zahnfleisch schwoll an, entfärbte sich, Rachen und Gaumen entzündeten sich, Fisteln entstanden, die immer stärker eiterten, bis stinkig jauchiger Brei, bald mit Knochenstückchen vermengt, aus dem Kiefer brach. Erfolgte jetzt nicht ein operativer Eingriff, so ragte bald der nackte Knochen in die Mundhöhle, der Ärmste siechte dahin.

Oft fehlte den Geheilten der Unterkiefer. Zwischen 1875 und 1881 starben nach statistischen Angaben der meiningischen und schwarzburgischen Gesundheitsinspektoren in Neustadt 35 % aller Erkrankten an Nekrose; 60 % aller Zündholzmacher erlitten schlimme Schäden, Verstümmelungen des Gesichtes; selbst Kinder unter 13 Jahren wurden nicht geschont, hatten sie doch alle die scheußlichen Dämpfe eingeatmet.

1881 kam wahrscheinlich der erste Kurgast nach Neustadt.

1884 Am 13. Mai fand in Berlin im Deutschen Reichstag eine Sitzung zum Gesetz des Verbotes zur Herstellung von Phosphorzündhölzern in Heimarbeit statt. Den Familien wurde anbefohlen, daß sie nach zwei Jahren mit ihrer Hausindustrie aufgehört haben müßten (am 13. Mai 1886). Was sollten die armen Familien tun, die doch gar keine Mittel zur Errichtung eines Fabrikbetriebes hatten? Zunächst arbeitete alles weiter. Nach 3 Monaten kam von der Regierung ein zweiter Befehl zum Aufhören der Heimindustrie. Es wurde aber weiter gearbeitet und der Schultheiß entschuldigte seine Dorfleute: “Die Armut ist hier zu Hause und die Gemeinde besitzt gar keine Vermögen”. Die schwarzburgische und meiningische Regierung verboten 1884 die Phosphorzündholzproduktion in Wohnungen. Dadurch wurden in Neustadt mit einem Schlage 220 Familien erwerbslos.
1887 Die Einweihung der ersten Kirche auf der Schwarzburger Seite erfolgte nach zweiundzwanzigjähriger Bauzeit. Dieser hatte übrigens die erste Kirche in Neustadt als Vorbild gedient, indem sie ebenfalls mit gotischen Spitzbogenfenstern ausgerüstet wurde. Leider sind diese ausdrucksvollen großen Fenster nach dem 2. Weltkrieg horizontal in zwei Teile getrennt worden, wodurch das Gebäude einen Verlust an Einheitlichkeit und Würde erhalten hat. Dazu kam noch die Beseitigung der Turmuhr. Die Glocken befanden sich nicht im Turm, sondern in einem bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts daneben stehenden Glockenhaus.
1894 Willy Schmidt-Gentner am 06. April geboren. Gilt als Pionier der “Filmmusik”. Am 12. Februar 1964 in Wien gestorben.
1896 Der 16. August 1896 gestaltete sich für den Großen Dreiherrenstein bei Neustadt am Rennsteig zu einem Fest- und Ehrentage, wie ihn der ehrwürdige Grenzhüter in seiner waldstillen Bergeinsamkeit nimmer geahnt hätte. Trotz strömenden Regens waren aus allen thüringischen Staaten zwischen Werra, Hörsel und Saale wohl an dritthalbtausend Thüringer zu der 802 Meter hohen Bergmatte emporgeströmt, um dem alten Herrn, der nun da oben drei Jahrhunderte lang streng Wache hält, ihre Huldigungen darzubieten. Und blieb auch Sonnenschein und blauer Himmel diesem Tage versagt, es war doch ein Fest, wie es eben nur Thüringer zu feiern vermögen, harmlos, lebensfroh, voll Schalksinn und Liederlust, Innigkeit und Naturfreude.

 

Es wurde mit der Produktion von Zigarren im Gasthaus “Zum wilden Mann” mit 10 Arbeitskräften begonnen, durch die Firma Langhans und Jürgensen Hamburg. In Ermangelung ausreichender anderer Erwerbsmöglichkeiten, war das für viele Frauen und Heimarbeiterinnen die einzige Möglichkeit, den Lebensunterhalt der vielen kinderreichen Familien zu verdienen. Immerhin erhielten 80 bis 100 Personen dadurch Arbeit. Die Arbeitszeit täglich 11 Stunden bei einem Wochenlohn von 3,00 Mark. Davon gingen noch die Steuern ab, so daß 2,87 Mark zur Auszahlung gelangten. Für die qualifizierteste Arbeit (Pennalarbeit) wurden für 1 000 Stck. Zigarren – Wickelmachen, Rollen, einschließlich Zurichtung des Umblattes, Deckblattes und reißen der Einlagen – 6,00 Mark als Lohn gezahlt. Für die Zigarrenindustrie ist es bezeichnend, daß man neue Betriebe dort eröffnet, wo man auf Grund der Notlage der Bevölkerung billige Arbeitskräfte bekam. Und von einer solchen Notlage kann man wohl in erster Linie in unserem Ort sprechen. Einen bezahlten Urlaub oder einen Haushaltstag kannten die Arbeiter nicht. Die Heimarbeit wurde erst sehr spät aus hygienischen Gründen eingestellt.

1911 “Die beiden Glashütten sind z. Zt. (Ende August) wieder in Betrieb, meiningischer- u. schwarzburgischerseits, – Inhaber sind die Firmen Wiegand und Bulle.”
1923 Durch Neustadt verlief früher die Grenze zwischen dem Herzogtum Sachsen-Meiningen und dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. Es gab zwei Orte mit dem gleichen Namen. Bis 1920 blieb Neustadt nach wie vor getrennt. Von 1920 bis 1922 bildeten sich aus 7 Kleinstaaten das Land Thüringen und erst 1923 gab es ein Neustadt. Die gemeinsame Gemeindeverwaltung befand sich anfangs im “Haus Daheim” und später im Pfarrhaus.
1930 Um 1930 wurde Neustadt Ferienort. Beamte, Unternehmer und andere Angehörige des Bürgertums, die sich damals einen Erholungsaufenthalt leisten konnten, belegten einige Privatpensionen.
1945 Wenige Tage nach Ostern 1945 war Neustadt Frontgebiet. Im Ort hatte sich eine Eliteeinheit der faschistischen SS eingenistet, während in einer Entfernung von 2 km westlich und südwestlich die amerikanischen Truppen mit schwerer Bewaffnung zur Einnahme des Ortes bereitstanden. In der Ortslage und unter der Bevölkerung gab es Panik, hervorgerufen durch den ständigen Artilleriebeschuß der US-Truppen und die andauernden Drohungen der SS, jeden zu erschießen, der sich ergibt oder eine weiße Fahne hißt. Fast jedes Haus wurde beschädigt. Auch an den Kirchen entstanden erhebliche Schäden. Der Turm der Meininger Kirche stürzte auf die Straße. Des Krieges müde, brachten beherzte Bürger, darunter auch die damalige Gemeindeschwester Frieda, unter Aufbietung aller Kraft und die drohenden Gefahren nicht scheuend, an gut sichtbaren Stellen weiße Tücher an, was schließlich den Einmarsch der Amerikaner mit veranlaßte. Als bereits amerikanische Panzer aus Richtung Dreiherrenstein einrückten, schossen SS-Leute noch blindwütig aus dem “Christ`s Hotel”, wodurch dieses und das Nachbarhaus der Witwe Helene Speitel durch den Beschuß in Brand geraten, vollkommen zerstört wurden.
1950 In der Zündholzfabrik “Rennsteig” brach am 22. Februar in der Trocknungsanlage ein Brand aus; Vernichtung dieser und des Daches.
   
1952 Am 17. Mai wurde die Zündholzfabrik durch einen zweiten schweren Brand, verursacht durch eine Verpuffung im Packraum, zum größten Teil zerstört. Eine junge Arbeiterin kam dabei ums Leben. Weitere Frauen erlitten zum Teil schwere Vebrennungen.
   
1956 Kurze Zeit nach dem Beginn des organisierten Erholungswesens des FDGB entstanden in Neustadt einige Vertragshäuser. End des Jahres wurde die Gaststätte “Goldener Frosch” vom FDGB-Feriendienst gepachtet und als Erholungsheim eingerichtet.
1964 Am 30. Juni 1964 geht die Zündwarenherstellung welche nach 1945 wieder begann, in Neustadt in der Bahnhofstraße 59/61 zu Ende. Die noch brauchbaren Maschinen werden nach Coswig und Riesa umgelagert. Da im Holzbetrieb die Frage der vollen Bedarfsdeckung stand, versuchten sich ehemalige Zündholzarbeiter in der Fertigung von Holzabsätzen. So wurde am 01.Juli 1964 mit der Gründung des VEB Holzverarbeitung Neustadt am Rennsteig der Zusammenschluß der beiden benachbarten Betriebe vollzogen. Es waren wieder bauliche Veränderungen erforderlich. Die ca. 115 Frauen und Männer fertigten Absatzkeile, Holz- und Hartpappgelenke für die Schuhindustrie, sowie Zeltstangen, Hochsprunglatten und Zigarrenwickelformen.

 

Als der VEB Zigarrenfabrik Steinbach-Hallenberg im Oktober 1964 den Betriebsteil Neustadt am Rennsteig auflöste (Erwin Thomas war Hüttenmeister) [Beginn nach Ende des 2. Weltkrieges], wurde der gesamte Bereich am 17. Oktober vom VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik Großbreitenbach als Montage für Federsätze, Wickel- und Lötverteiler für die Relaisproduktion übernommen. Schwierigkeiten beim Einsatz der ungelernten Kräfte wurden durch Qualifizierungslehrgänge und Umsetzung qualifizierter Kollegen aus dem Hauptwerk beseitigt.

1969 Gerhard Mordhorst übernahm von Heinrich Beetz (meilerte allein bis 1967) die Holzköhler-Tradition. Bis 1971 produzierten sie gemeinsam an der alten Meilerstätte. Danach wurden die Meiler an den Ochsenbach verlegt, wo bis 1974 gemeilert wurde.
1976 Das FDGB-Erholungsheim “Goldener Frosch” wurde am 18. August in Erholungsheim “Am Kammweg” umbenannt.
1978 Ab dem 01. November übernahm Hans-Jürgen Bauer das Amt des Bürgermeisters. Er war bis zum 30. Mai 1990 in diesem Amt tätig. Von 1974 bis 1976 war Meinhard Ewald und von 1971 bis 1973 Werner Ewald Bürgermeister.
1984 Im Rahmen einer Interessengemeinschaft des FDGB-Feriendienstes Suhl mit dem VEB Kombinat “Fortschritt” Weimar-Werk entstand ein neues Urlauberwohnheim mit Sauna und Sporträumen plus Heizhaus. Gleichzeitig wurde ein Speise- und Kultursaal, ein Küchentrakt, eine rustikale Gaststätte, weitere Kultur- und Clubräume und Kinderspielplätze eingerichtet. Am 28. April wurde diese Einrichtung an den FDGB-Feriendienst übergeben, in der nunmehr ca. 500 Urlauber pro Durchgang betreut und versorgt werden.
1987 Unter der Regie der Ortsleitung des Kulturbundes entstand eine Heimatstube in der ehemaligen Meininger Schule, welche am 16. Mai 1987 eröffnet wurde. Einwohner von Neustadt brachten alte Gegenstände aus Haushalt, Industrie und Landwirtschaft, sowie dem kulturellen Leben. Diese sachkundigen Gegenstände dokumentieren die Geschichte des Ortes.
1989 Unsere Heimatgemeinde feierte in der Zeit vom 08.07. bis 16.07.1989 ihren 500. Geburtstag. Es war das vielseitigste und originellste Volksfest, das unsere Heimatgemeinde jemals erlebt hat. Ein Vorbereitungskomitee von elf Bürgern, am 16.Juni 1985 gebildet, unter Leitung des Bürgermeisters Hans-Jürgen Bauer hatte am 02. Juli 1985 zehn Arbeitsgruppen berufen mit weiteren 50 Bürgern. Sie alle hatten gute Arbeit geleistet. Krönung und zugleich Abschluß der Festwoche bildete der historische Festumzug. Daran waren beteiligt:

 

– 486 Personen, davon 256 in historischen Kostümen

– 48 Festwagen aller Art

– 36 Pferde

– 8 Musikkapellen

Über 15 000 Menschen erlebten in 35 bewegenden Bildern dieses einmalige Erlebnis. Es spiegelte sich die zwiespältige Entwicklung der feudalen Kleinstaaten mit dem sagenumwobenen Grenzweg “Rennsteig”, mitten durch die Gemeinde führend, wider. Auch die Spuren des damaligen Lebens und des Lebensmutes, des Kampfes gegen Resignation, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit waren zu erkennen. Häuser- und Straßenschmuck, Hausrat und Gerätschaften der Vorfahren, sorgsam vererbt von Generation zu Generation bestätigten, daß hier die alte Zeit in der neuen mitlebt. Auch entstand eine Festschrift, die die Ortschronik in den Bildern des historischen Festumzuges, Sagen von Neustadt, Original-Kochrezepte Neustädter Überlieferung und zwei Wanderkarten beinhaltet.

Nach 40 Jahren geteiltes Deutschland fällt am 09. November 1989 die Berliner Mauer (Antifaschistischer Schutzwall) und öffnen sich in den nächsten Tagen an verschiedenen Stellen die ehemaligen Grenzübergänge. Burkhard Eichhorn aus Neustadt am Rennsteig war der erste, der am Freitag, dem 10.11.1989 mit einem Visa-Stempel im Personalausweis von der DDR über die Grenzkontrollstelle Rottenbach ins Coburger Land reisen konnte. Helmut Ebert (Stummel) radelt wie in früheren Zeiten mit seinem “Drahtesel” zu seinem Freund nach Coburg.

1990 Auf Einladung unseres Bürgermeisters, Herrn Hans-Jürgen Bauer, fand in der Zeit vom 23. bis 25. März 1990 in Neustadt am Rennsteig das erste Neustadt-Treffen im Rahmen der Zusammenarbeit der Neustadts in Europa auf dem Territorium der ehemaligen DDR statt. Es nahmen 19 Namensschwestern mit ihren Vertretern an diesem Arbeits-Treffen teil. Im gleichen Jahr wird unser Heimatort Neustadt am Rennsteig Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft “Neustadt in Europa”.

 

Erste Kontakte mit der Gemeinde Ehringshausen in Hessen werden aufgenommen; die Partnerschaft wird am 26.10.1990 besiegelt.

Ab 28.04. ist der Rennsteig nach 40 Jahren erstmals wieder grenzbeschreitend zwischen Thüringer- und Frankenwald bewanderbar!

1991 Da sich immer mehr Verkaufsstellen von der Konsumgenossenschaft lösten, wurde auch unser Ländliches Einkaufszentrum vom REWE-Konsum ab 01. August 1991 übernommen. Der Verkaufsraum war zu klein geworden, so daß nach einem größeren Umbau (Lagerräume sind nicht mehr erforderlich) am 12. Dezember 1991 der REWE-Markt feierlich übergeben werden konnte.
1992 Nach einem Brand im Januar im Gebäude Kirchgasse 5 wurde die Heimatstube renoviert und gleichzeitig ein Vereinszimmer zusätzlich eingerichtet. Die Eröffnung der erweiterten Heimatstube war am 16. Mai; fünf Jahre nach der Einweihung. Jetzt werden auch Aufzeichnungen über den Rennsteig und die Partnerschaften mit Ehringshausen und Baden-Baden gezeigt.

 

Von Mai bis Oktober erfolgte der Neubau der Tankstelle Graf. Am 31.10. wurde die alte Tankanlage außer Betrieb genommen.

1993 Zum Stichtag 01.01. hatte Neustadt 1366 Einwohner.
   
1994 Veranstaltung in der Heimatstube zum 100. Geburtstag von Willy Schmidt-Gentner, sein Sohn Rolf besuchte aus diesem Anlaß unsere Heimatstube.
1995 Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) wurde Pilz des Jahres.

 

Die “Zündholz” wurde abgerissen.

1996 Frau Frieda Eichhorn beging am 27. Februar ihren 100. Geburtstag.

 

Am 17. August dieses Jahres begeht man unter Mitwirkung einiger örtlicher Vereine mit vielen Wanderfreunden aus nah und fern das 400jährige Jubiläum des unweit von Neustadt stehenden “Großen Dreiherrenstein”.

Emilie und Otto Kahl feierten am 11. September 75. Ehejubiläum.

1999 Straßenbau – nachdem in den letzten Jahren folgende Straßen: Am Teich, Brandstraße, Siedlung, Schulstraße, Reuscheltalstraße, Neue Straße, Hüttenstraße, Kirchgasse saniert und erneuert wurden – kamen in diesem Jahr die Rennsteigstraße von der Kirche bis zur Tankstelle Graf hinzu, sowie die Rennsteigstraße von der Kirchgasse bis Ortsmitte (mit Kreisverkehr).

 

Werner Veitt war bis 30.06. Bürgermeister, ab 01.07. trat Dirk Macheleidt die Nachfolge an.

2000 Einweihung des Rennsteig-Museums am 28.04.2000 im Restaurant-Cafe Lusky.

 

Neustadt erhält den Titel “Staatlich anerkannter Erholungsort”.

2001 Im Mai Fertigstellung der Rennsteigstraße vom Kreisel bis Ortsausgang Richtung Dreiherrenstein.

 

Am 21. und 22. Juli – 1. Köhler- und Schwämmklopferfest.

September: Schwarzburger Kirche schließt ihre Pforten. Im November Rückbau des Turmes.

2002 Straßenbau ab Juni – Bahnhofstraße zwischen Kreisel und Wasserturm.

 

Abschied von der Poststelle des Ortes – ab November keine Dienstleistungen mehr.

2003 August – Neuvermessung des Rennsteiges – mit dem Maßband unterwegs. Der Rennsteig rund 1 km länger als bisher angenommen.
2004 Vom 16. bis 18. Juli – 26. Neustadttreffen, 31 Neustadt’s zu Gast – gleichzeitig 4. Köhler- und Schwämmklopferfest.

 

IG Neustadt am Rennsteig GbR gegründet.

2005 Festlicher Akt in der Michaeliskirche – Überführung der Gedenktafeln der Gefallenen des 2. Weltkrieges von Schwarzburger in die Meininger Kirche und Abschied vom alten Gotteshaus.

 

Der Weg ist frei für Gemeindezentrum – Kammwegsaal wird gekauft und umgebaut.

2006 Sanierung Tannengrundstraße in 3 Jahresscheiben.

 

Festveranstaltung “150 Jahre Grundsteinlegung Michaeliskirche”.

Alte Mauern machen den Weg frei – die letzten Mauern des alten Gasthauses “Goldener Frosch” sind im November gefallen.

2007 Im November Einweihung des Gemeindezentrums – Offizielle Schlüsselübergabe. Das Gebäude umfaßt einen Saal, die Rennsteig-Info, Vereinsräume, den Seniorentreff, das Bürgermeisterzimmer und die Heimatstube von Neustadt am Rennsteig mit Rennsteigmuseum – beides zusammen als Rennsteigmuseum.
2008 Letzter Beton-Oberleitungsmast fällt Ecke Hütten-und Tannengrundstraße.

 

Abschluß der Arbeiten in der Tannengrundstraße.

2009 August: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr – Chronik zum Jubiläum.

 

Neustädter Kirchturmuhr wird ab Dezember per Funk gesteuert.

2010 Bürgermeisterwahl: Macheleidt, Dirk (SPD) – 536 Stimmen /79,8%

 

Pfützner, Maik (Freie Wähler) – 136 Stimmen / 20,2%

10. Köhler- und Schwämmklopferfest findet vom 16. bis 18. Juli statt.

Einweihung Mehrgenerationenpark.

2011 April – das Rennsteiglied wird 60 Jahre.
   
2012 25 Jahre Heimatstube des Thüringer Rennsteigvereines (früher Kulturbund) in Neustadt am Rennsteig.

2013

 

Seit Juli hat Neustadt keinen Pfarrer mehr.

 

Ab einer Schneehöhe von 10 cm keine Schneeräumung auf den Gehwegen.

Dies sind Auszüge aus der Ortschronik des Thüringer Rennsteigvereins e.V. – die gesamten Daten sind in den “Blättern zur Heimatgeschichte”, mit der Neuauflage vom April 2014 – 525 Jahre Neustadt am Rennsteig, zu finden.

   

2014 – vom 13. bis 20.07. * 525 Jahre Neustadt am Rennsteig

2015 – Neustadt bis zum 25.02.2025 “Staatlich anerkannter Erholungsort”

2016 – Schwarzburger Kirche wird abgerissen (erstmals Abriss einer Kirche in Thüringen)

2019 – Neustadt gehört seit 01.01. zur Landgemeinde Großbreitenbach

2020 – Vom 22. bis 26.01. sind die “Neustädter Schwämmklopfer” auf der “Grünen Woche”

          – Neustadt steht unter Quarantäne vom 23.03 bis 05.04.

          – Im gesamten Jahr finden wegen der Pandemie keine Veranstaltungen statt